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Never waste a good Crisis

Autorenbild: Bernhard KadlecBernhard Kadlec

Dieses Winston Churchill zugeschriebene Zitat bringt die Zeit während, zwischen und nach der Coronasonderlage im Gesundheitswesen geradezu auffordernd auf den Punkt.


Seit dem Beginn der Sonderlage in Österreich mussten zahlreiche Vorgangsweisen sehr zeitnahe revidiert und durch neue oft über Nacht entwickelte Leitlinien und Standards ersetzt werden. Viele haben die Digitalisierung für den großen Disruptor und Innovator im

Gesundheitswesen gehalten. Niemand hat damit gerechnet, dass ein Virus der mächtigste Gamechanger seit der Entdeckung des Penicillins sein wird. Digitalisierung ist im Moment der größten Herausforderung zum Werkzeug geworden und musste unter Hochdruck

zahlreiche Funktionen berufsgruppen- und organisationsübergreifend zwischen den verschiedenen Sektoren der Gesundheitsversorgung übernehmen.


Elektronisches Rezept

Während wir Jahrzehnte erfolglos über die Meriten eines elektronischen Rezeptes debattiert haben und viele Anspruchsgruppen die Nachteile und den Untergang ganzer Berufszweige hinaufbeschworen haben, hat COVID-19 über Nacht die Möglichkeit zur Umsetzung

geschaffen. Und zu Recht. In einer Zeit des Distanzhaltens wäre es selbst für den größten Digitalisierungsverweigerer nicht glaubhaft nachvollziehbar gewesen, warum es nicht besser wäre, eine Anweisung zur Ausfolgung eines Medikamentes elektronisch verschicken

zu können. Wir sind zumindest in diesem Bereich im 21. Jahrhundert angekommen. Hoffentlich bleiben wir auch dabei.


Videokonferenzen und Homeoffice

In den Kliniken sind Videokonferenzen in den letzten Monaten zur Normalität geworden. In vielen Bereichen wurde erkannt, dass es zur guten Zusammenarbeit für den Patienten nicht immer die physische Nähe braucht. Vieles konnte auch aus der Ferne geklärt werden.

Moderne klinische Informationssysteme werden es in Zukunft ermöglichen müssen als Team von unterschiedlichen Standorten aus zusammenzuarbeiten. Selbst das Homeoffice ist in der Medizin praktisch einsetzbar. Von wo elektronisch diktierte Befunde geschrieben werden und Termine vereinbart werden, spielt keine Rolle mehr.


Leadership statt Management

Corona hat uns gezeigt, dass wir an der Grenze der alten Ansätze und Lösungen stehen. Die Zukunft liegt nicht mehr im Management des Bekannten. Das können schon bald Algorithmen und Künstliche Intelligenz besser als wir. Vielmehr liegt die neue Rolle der

Führungskräfte in der Übernahme von Leadership. Entscheidung unter Unsicherheit ist die neue Herausforderung des Gesundheitswesens von morgen. Entscheidungen für Patienten müssen immer Nutzen stiften und am Leuchtfeuer der Evidenz, Effizienz und Ethik ausgerichtet sein.


Ein Anruf hilft

Mit der Einführung der Gesundheitshotline 1450 wurden nicht nur die Ambulanzen der Kliniken entlastet. Gerade in der Sonderlage der letzten Monate leistete die Gesundheitshotline einen wertvollen Beitrag, Patienten an die richtige Stelle im Gesundheitssystem zu vermitteln. In vielen Bundesländern wurden mobile und ambulante Testungen gemeinsam mit 1450 umgesetzt und wertvolle Informationen an besorgte und Bürger vermittelt. Für die wäre es wünschenswert, dieses Service auch nach Corona weiter auszubauen.

So könnten auch in Zukunft Fehlzuweisungen und überfüllte Notfallzentren nachhaltig verhindert werden.


Das Ende des Präsentismus

Während der Krise ist nicht nur im Gesundheitswesen klar geworden, dass Präsentismus, d.h. die ständige Anwesenheit vor Ort, kein Konzept der Zukunft ist. Mehr denn je ist in Zukunft Agilität und Flexibilität statt permanenter, teilweise unproduktiver Anwesenheit vor

Ort gefragt. Die Illusion der Work-Life-Balance wird von der Realität der Symbiose von Arbeit und Leben eingeholt. An der Basis genauso wie in den Führungsgremien.


Die Versöhnung der Boomer mit der Generation Y

Gerade im Gesundheitswesen hat Corona gezeigt, wie es sowohl die Babyboomer als auch die Generation Y braucht. Gegenseitiges Verständnis und Lernen hat dazu geführt, dass die Babyboomer Werkzeuge der Digital Natives angewandt und zu schätzen gelernt

haben. Genauso haben die Jüngeren gelernt, wie wichtig die Empathie im Umgang mit zum Teil isolierten Patienten ist, die wenig Möglichkeit hatten, ihre Angehörigen zu sehen und zu treffen.


Die Apotheken

haben in dieser Phase eine besondere Rolle übernommen und werden auch in Zukunft an der Seite der Patienten stehen. Für Österreich und Europa ist es notwendig weiter an der Resilienz und der Versorgungssicherheit zu arbeiten.


Was bleibt?

Für das Gesundheitswesen gilt es die richtigen Lehren zu ziehen. Gute Vorbereitung. Bessere Versorgung mit persönlicher Schutzausrüstung, Hygieneschulungen und eine neue Form des Umgangs mit Sicherheitsmaßnahmen für Patienten, Heimbewohner

und Besucher werden zur neuen Realität. In der Rückschau wird es auch zu bewerten sein, welche Bereiche des Gesundheitswesens in dieser Situation wirksam geblieben sind und die Versorgung der Patienten übernommen haben. So sehr Drogeriemärkte gerne Medikamente verkaufen wollen würden, so sehr waren ihre Filialen teilweise aus Quarantänemaßnahmen geschlossen.

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