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AutorenbildBernhard Kadlec

Estland - digitaler Pionier im Gesundheitswesen

Während in Österreich über die Zulässigkeit der Forschung mit anonymisierten Gesundheitsdaten diskutiert wird, wurde in Estland längst ein sicheres und landesweit verfügbares digitales Gesundheitswesen aufgebaut.



Bewegte Geschichte

In der jungen Geschichte Estlands, das erst 1991 unabhängig von der Sowjetunion wurde, bestand sehr rasch die Notwendigkeit, Gesundheitsleistungen und die Versorgung der rund 1,4 Mio. Einwohner neu und vor allem effizient zu gestalten. In den letzten 25 Jahren wurden dazu die Sozialversicherungsträger zusammengelegt und ein Hausärztesystem mit 800 sogenannten Familienärzten geschaffen. Dabei ist jeder Estländer berechtigt, seinen Familienarzt frei zu wählen und zu wechseln. Nur wenn kein Arzt ausgewählt wurde, wird einer vom Gesundheitssystem zugewiesen.


Digitale Bürgerkarte

Mit der digitalen Bürgerkarte, die jeder Einwohner erhält, kann nicht nur die Steuererklärung ausgefüllt, ein Auto verkauft und eine Firma gegründet werden. Vielmehr dient sie auch zur Identifikation beim Arzt und in Apotheken. Wird einem Patienten ein Medikament verordnet, ist das Rezept sofort in allen Apotheken digital verfügbar. Das Präparat kann dann unmittelbar mit der Bürgerkarte papierlos in jeder Apotheke des Landes abgeholt werden. Bereits kurz nach der Einführung dieses Systems nutzten über 85 Prozent der Estländer das Angebot. Und selbst Wahlen werden in Estland seit 2005 erfolgreich elektronisch abgehalten.


Sicherheit und Effizienz

In Estland hat jeder Bürger dank des Once-Only-Prinzips das Recht, Informationen, die bereits einmal in digitaler Form zur Verfügung gestellt wurden, nicht nochmals abgeben zu müssen. Diese Umkehr im Sinne einer besseren Nutzbarkeit der elektronischen Information erleichtert das tägliche Leben. 

In Punkto Sicherheit hat sich Estland für eine strenge Auslegung des Datenschutzes und radikale Transparenz entschieden. Jeder Bürger kann über ein Portal alle Zugriffe auf seine Daten nachvollziehen und mit wenigen Mausklicks missbräuchliche Zugriffe melden. Die Konsequenzen sind dabei weitreichend. Als es vor einiger Zeit zu Problemen mit der Verschlüsselung der Bürgerkarte kam, wurde das Problem rasch identifiziert und gelöst.


Röntgenbilder jederzeit und überall

Dank des zentralen Speichersystems für Röntgenbilder kann in ganz Estland von jeder berechtigten Gesundheitseinrichtung im Bedarfsfall auf das Bildmaterial zugegriffen werden. Das spart Doppeluntersuchungen und ermöglicht die rasche und unkomplizierte Einholung einer Zweitmeinung oder die Einbindung weiterer Experten.


e-Estonia

Unter dem Schlagwort e-Estonia ist es dem EU-Land an der Außengrenze in den letzten Jahren gelungen, konsequent über eine digitalisierte Gesellschaft und eine Marke für Digitalisierung aufzubauen, die das Gesundheitswesen miteinbezieht. Heute verfügen 97 Prozent der Patienten über eine elektronische Krankenakte. Die Nutzung des elektronischen Rezeptes erreicht eine Quote von 99 Prozent.

Für das österreichische Gesundheitssystem gibt es einiges zu lernen in Estland. Von der Krankenversicherung bis zur hundertprozentigen digitalen Vergütung aus einer Hand.

www.e-estonia.com

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