Der Gesundheitswirtschaftskongress in Hamburg ist eine gute Gelegenheit, einen Blick über die Österreichischen Grenzen hinaus zu werfen und Entwicklungen bei unseren Nachbarn zu
beobachten.
Bereits in seiner Eröffnungsansprache weißt Prof. Heinz Lohman, Kongressgründer und
Vordenker der Gesundheitswirtschaft, auf die herausfordernde Lage in Kliniken und
Gesundheitseinrichtungen hin. Jede Woche melden in Deutschland Kliniken Insolvenz an oder müssen schließen. Was bedeutet das für Patient:innen? Und wie können wir in Österreich eine ähnliche Entwicklung verhindern?
Passender statt näher
Ziel muß es sein, die knapper werdenden Ressourcen im Gesundheitswesen besser,
zielgerichteter und abgestimmter einzusetzen. Doch wie ist das zu erreichen?
Der Ballast muss reduziert werden. Verschwendung muss vermieden werden und die Qualität der Behandlung und Betreuung muss in den Mittelpunkt der Überlegungen gerückt werden. Nicht alle Leistungen werden mehr überall angeboten werden können. Patient:innen werden, um die für sie optimale Diagnostik und Therapie erhalten zu können, dafür optimierte Einrichtungen aufsuchen müssen. Nicht mehr die Wohnortnähe, sondern das für sie passende und objektiv qualitätsgesicherte medizinische und pflegerische Angebot wird zum Entscheidungskriterium werden. Dabei werden Information, Digitalisierung und eine neue Fokussierung ausschlaggebende Kriterien sein.
Speziell statt universell
Attraktive Gesundheitseinrichtungen werden sich spezialisieren und ihr Angebot klar
kommunizieren. Kluge und informierte Patient:innen werden im Idealfall nicht den nächsten
Standort im Sinne der örtlichen Entfernung in Anspruch nehmen, sondern den für sie geeignetsten aufsuchen. Gerade diese Kombination wird eine neue Attraktivität für Mitarbeiter:innen und Mitarbeiter auslösen, die sich auf ihre Aufgaben besser konzentrieren und erfüllter arbeiten können. Telemedizin und kollaborative Diagnostik werden Abläufe verkürzen und Ergebnisse absichern. So bietet etwa ein deutsches Startup bereits heute Unterstützung für kleine Intensivstationen, die nicht alle Disziplinen abdecken können. Die Expertise kann rund um die Uhr, teilweise sogar bereits voraussehend, aus der zentralen Leitstelle zugeschaltet werden. So gewinnen große und kleine Klinikstandorte gleichermaßen. So kann auch die knappe Ressource der Expert:innen besser eingesetzt werden.
Ein anderes Fachgebiet, in dem bereits erste Erfolge in der Telediagnostik erzielt werden konnten, ist die Dermatologie. Dort gelingt es bereits, mit einem handelsüblichen Smartphone in kurzer Zeit eine valide Diagnostik und einen verwertbaren Befund zu erstellen. Erste Krankenhäuser ohne eigenem Hautarzt setzen dieses System bereits erfolgreich ein.
Fazit
Das Gesundheitswesen wird sich rascher denn je weiter entwickeln müssen, um den künftigen Anforderungen einer älter werdenden Gesellschaft, geänderten Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt und berechtigten Qualitätsansprüchen gerecht zu werden.
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